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Quelle: Marx Engels Werke, Dietz Verlag Berlin (DDR), 1983, Band 1, S. 497-498 Original: The New Moral World, Nr. 32 (3. Februar 1844) Geschrieben: Januar 1844 |
|497| ["The New Moral World" Nr. 32 vom 3. Februar 1844]
Der
wohlbekannte Roman von Eugène Sue, die "Geheimnisse von Paris", hat auf die
öffentliche Meinung, ganz besonders in Deutschland, tiefen Eindruck gemacht; die
eindringliche Art, in der dieses Buch das Elend und die Demoralisierung
darstellt, die in großen Städten das Los der "unteren Stände" sind, mußte
notwendig die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Lage der Armen im
allgemeinen lenken. Wie die "Allgemeine Zeitung", die deutsche "Times",
schreibt, beginnen die Deutschen zu entdecken, daß sich im Stil der
Romanschriftstellerei während der letzten zehn Jahre eine vollkommene Umwälzung
vollzogen hat; daß an die Stelle von Königen und Fürsten, die früher die Helden
solcher Erzählungen waren, jetzt die Armen getreten sind, die verachtete Klasse,
deren gute und böse Schicksale, Freuden und Leiden zum Thema der Romanhandlung
gemacht werden; sie kommen endlich dahinter, daß diese neue Klasse von
Romanschriftstellern, wie zum Beispiel G. Sand, E. Sue und Boz <Pseudonym für
Charles Dickens>, wirklich ein Zeichen der Zeit ist. Die guten Deutschen
hatten immer gedacht, daß es Not und Elend nur in Paris und Lyon, in London und
Manchester gäbe, und daß Deutschland völlig frei sei von derartigen Auswüchsen
der Überzivilisation und des Übermaßes an Industrie. Jetzt aber beginnen sie zu
sehen, daß auch sie ein beträchtliches Maß sozialer Leiden aufzuweisen haben;
die Berliner Zeitungen gestehen, daß das "Voigtland" ihrer Stadt in dieser
Hinsicht nicht hinter St. Giles oder sonstigen Wohnstätten der Parias der
Zivilisation zurücksteht; sie gestehen, daß zwar Gewerkschaften und Streiks
bisher in Deutschland unbekannt geblieben seien, aber Hilfe dennoch sehr
notwendig wäre, um das Auftreten ähnlicher Erscheinungen bei ihren eigenen
Landsleuten zu vermeiden, Dr. Mundt, Dozent an der <498> Berliner
Universität, hat eine Serie öffentlicher Vorlesungen über die verschiedenen
Systeme der sozialen Neugestaltung begonnen; und wenn er auch nicht der Mann
ist, sich über solche Dinge ein richtiges und unparteiisches Urteil zu bilden,
so müssen diese Vorlesungen doch sehr förderlich sein. Man kann sich leicht
vorstellen, wie günstig dieser Zeitpunkt für den Beginn einer ausgedehnteren
sozialen Agitation in Deutschland ist, und welche Wirkung eine neue Zeitschrift
haben wird, die für durchgreifende Sozialreform eintritt. Eine solche
Zeitschrift ist in Paris unter dem Titel "Deutsch-Französische Jahrbücher"
gegründet worden; ihre Herausgeber, Dr. Ruge und Dr. Marx, gehören ebenso wie
die übrigen Mitarbeiter zu den "gelehrten Kommunisten" Deutschlands und werden
unterstützt von den angesehensten sozialistischen Schriftstellern Frankreichs.
Für die Herausgabe der Zeitschrift, die monatlich erscheinen und französische
wie deutsche Artikel enthalten soll, hätte wahrhaftig kein günstigerer Zeitpunkt
gewählt werden können, und ihr Erfolg darf als gewiß gelten, noch ehe die erste
Nummer erscheint.
F. E.
1) Engels
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Letzte Änderung: 9. April 2001 - © Kunst des Denkens 2001